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Samstag, 11. Dezember 2010

Von der Vermarktung der Beschaulichkeit

Linthal - zukunftsweisend am Puls des Lebens 



Wir leben in einer Zeit der Umkehr und des Wandels. Das Gebäude der ehemaligen Spinnerei in Linthal ist Zeitzeuge des Wandels. Doch sind es nicht nur die Mauern, welche jetzt neuen Bedürfnissen angapasst werden sollen. Es ist das inspirative Gedankengut, die Wasserkraft, die Lebensenergie, welche diesem Ort und seiner Umgebung inmitten des UNESCO Weltnaturerbe-Parks seine Prägung bis zum heutigen Tage und in ferne Zukunft hinein geben.



Zeitgeschichtlich sind es Millionen Jahre, welche das Überlebenspotential von Linthal garantieren. Bis sich Wasseradern mit Gesteinsschichten so arrangierten, dass daraus ein Energie-Netzwerk entstand, welches diesem Alpeneinschnitt der Schweiz als Grundnahrung diente, an dessen Ufern sich Unternehmen ansiedelten und ein Kanton mit seinen Seidendruckereien bis nach China hin Bekanntheit erlangte.


Linthal ist ein ganz besonderer Ort. Ein Ort der Stille, der Inspiration, weit abgelegen vom Trubel und der Hektik der „grossen weiten Welt“. Was macht man mit einem Standort, dessen Qualität die Stille und Abgeschiedenheit ist, dessen Zufahrt nicht gerade auf dem Weg liegt, sondern den man als „Endstation Sehnsucht“ bezeichnen müsste, eben – weil er definitiv als Zielort gewählt werden muss für eine Reise in die Beschaulichkeit. Wie schafft man einen Fokus, dessen Aussagekraft mit Nachhaltigkeit gesegnet ist, dessen punktuelle Sicht einer Geometrie folgt, die aus dem „Ende der Welt-Fokus“ einen Brennpunkt generiert, welcher seine vermeintlichen geografischen Nachteile in Einzigartigkeit wandelt?


Wie schafft man es, die Peripherie, das Abseits als Mittelpunkt darzustellen, als Schnittpunkt von Interessen, die weit über die Region hinaus punktgenau das hervorquellen lassen, was den Durst der Welt zu stillen vermag, was wieder Orientierung gibt und wo authentisch vorgelebt wird, was im Trubel menschengemachten Grössenwahns offensichtlich in Vergessenheit geraten ist.


Man macht es einfach der Natur nach, schafft ein ungewöhnliches Netzwerk, welches auch die entferntesten Winkel erreicht und nutzt ein Gitternetz, das den gesamten Planeten umgarnt. Der Schnittpunkt 47|09 Längengrad | Breitengrad musste nicht extra erfunden werden. Das UNESCO-Weltnaturerbe ist hunderte Millionen Jahre alt. Der Fridolin als Heiligenfigur gibt der Region Stab und Bibel in die Hand. Die direkte Demokratie vermittelt bürgernahes politisches Miteinander. Alle guten Zutaten für einen aussergewöhnlichen Medien-Hingucker sind vorhanden... man muss sie nur erkennen und miteinander verknüpfen.


Zugegeben, das zu erkennen und auszuformulieren würde sich wohl kein einheimischer Marketingprofi wagen. Es hätte den Beigeschmack von Arroganz und Überschätzung, würde man den Presseleuten entgegentreten mit dem Anspruch: "Die Welt schaut auf Glarus 47|09". Doch wer Aufmerksamkeit über Gebühr für seinen Standort erregen will, sollte sich nicht scheuen, ganz grosse Massstäbe anzusetzen, sich weit über den Tellerrand hinauszulehnen, um ein Umfeld zu generieren, in dem seine "Talente" am besten zur Wirkung kommen.


Wir leben in einer globalen Medienlandschaft, werden stündlich vollgepumpt mit Krisenmeldungen, fühlen uns zunehmend verunsichert und wissen nicht, welches Zukunfts-Szenario wir unseren Kindern als Orientierung mitgeben sollen. Vor diesem Hintergrund präsentiert sich der Kanton Glarus beschaulich, krisensicher, zukunftsorientiert:


Direkte Demokratie, Hightech-Unternehmen inmitten eines bizarren Alpenparks, Familienbetriebe, deren Mitarbeiter noch im Dorf Familien gründen, Häuser bauen und wohnen, arbeiten, Kinder erziehen und Sorge tragen, dass das Berufsleben sie nicht zu Arbeitsnomaden macht. Solches hat Nachhaltigkeit über Generationen hinweg, bietet Sicherheit und Orientierung. Bauern, die sich als Landschaftsgärtner verstehen und deren Kinder das bäuerliche Leben als Freiheit und Unabhängigkeit bevorzugen.


Wie aber vermittelt man diese heile Welt? Wie hat es das Tessin geschafft, eine Heimat für Dichter und Denker zu werden? Wie schafft man Mittelpunkte, Pilgerstätten, Orte, welche Symbolcharakter erhalten für Orientierung, Neues Denken, Pioniergeist, Fortschrittsglaube, Naturnähe, Lebensqualität? Muss erst eine "Schwarze Madonna" kreiert werden oder muss Star-Architekt Mario Botta eine Kapelle ins Hinterland stellen?


Ein Industrie-Areal in Linthal sucht Anschluss an die Zukunft. Ja, nicht nur die ehemalige Spinnerei sondern auch die ehemalige Bebié-Liegenschaft mit der Linthkraft Stiftung. Und nicht nur die Gebäude suchen nach Neuorientierung sondern eine ganze Region. Junge Menschen sehen sich vor die Entscheidung gestellt, den Kanton zu verlassen oder im Hinterland den Anschluss an das Arbeitsleben zu verlieren.

Es geht also keineswegs nur um Gebäude-Vermarktung. Es geht um Verantwortung für eine Gesellschaft auf der Suche nach Massstäben, Lebensformen, Leben und Beruf, Leben als Familie, lebenslanges Lernen, Leben im Alter, Lebensgestaltung, Leben mit oder ohne Gott, "Ethik und Demokratie-Verständnis als Standortbestimmung".

Und es geht darum, den Tendenzen der Globalisierung Einhalt zu gebieten in dem wir Produktionsstandorte wieder dort ansiedeln, wo Menschen in Arbeit Familien ernähren wollen, nach Beschäftigung hungern, wo Handarbeit wieder einen ehrbaren Stellenwert erhält und im eigenen Land gefertigte Waren zur Insourcing-Kaufmotivation avancieren. Produkte - seien es Spielzeug, Sportbekleidung, Schuhe oder sonst was... alle diese aus Humankapital entstandenen Artikel haben dann wieder nationalen Weltanschauungs-Charakter. Mit dem USP "Inland-Produktion" gemäss einer neuen branchenübegreifenden Wertschätzung und marktpolitischen Verantwortbarkeit. Seit 1997 in strategischer Vorbereitung: das branchenübergereifende VITAO® Qualitätslabel  für "Neues Denken" der VITAO ALLIANZ SCHWEIZ und ihren OEC-Mitgliedern. Solches schafft innenpolitische Identität und zurückgewonnene Unabhängigkeit von Export und Ausverkauf des eigenen Humankapitals.

Wolfgang Grupp, Trigema-Inhaber hat es längst auf den Punkt gebracht:
"Wir dürfen nicht noch mehr Arbeitsplätze abbauen, verdiente Mitarbeiter auf die Strasse schicken und der Jugend keine Perspektiven mehr bieten. Der Arbeitslohn ist auch in Deutschland nicht zu teuer, wenn Arbeitskraft richtig eingesetzt wird, wenn die Arbeitnehmer motiviert sind und die Leistung in ein verkaufbares Produkt eingeht. Bedingungen dafür zu schaffen ist die Aufgabe von uns Unternehmern.

Nicht Macht, Marktanteile und Grösse dürfen für unser Handeln bestimmend sein, sondern Solidität, Verantwortung für die Mitmenschen, Gerechtigkeit und Beständigkeit. So sehe ich es als meine erste Aufgabe, auch in den kommenden Jahren die Verantwortung für unsere grosse Betriebsfamilie zu tragen, um in der Zukunft unsere Arbeitsplätze garantieren zu können."

Insourcing-Philosophie allein aber wird nicht ausreichen, einen Standort auf Jahre hinaus in den Mittelpunkt des Interesses resp. der Medien-Berichterstattung zu stellen. Auch hier werden schnell Nachahmer kommen und bereits in wenigen Jahren werden Inland-Produktionen voll im Trend sein und verlassene Industriegebäude zu neuem Glanz erstrahlen. Linthal muss heute schon weiterdenken. Die VITAO Alpen Akademie 2020 in kompakter Partnerschaft mit der VITAO Linthpark-Akademie und seinem PLATONEUM sorgt ab 2011 bereits für Aufsehen in der Medienlandschaft. Weil man hier hochwissenschaftlich wie gleichermassen extrem naturnah die Kernfragen der Menschheit ins Visier nimmt: Woher kommen wir, wohin geht die Reise, wo sind die Chancen, wo die Grenzen, welches ist die Richtschnur für ein Leben in Eigenverantwortung...

Als ein Ort der Begegnung, ein Ort des Dialogs, ein Ort, an welchem die Wissenselite sich trifft und über das "Woher und Wohin" spekuliert, nicht wie gewohnt in den Plenarsälen eines Parlaments, in den Goldenen Sälen der Schlösser wo man prädestiniert ist, solch elitären Themen das entsprechende Umfeld zu geben - nein - in einem geschichtsträchtigen Industriekomplex im Schnittpunkt 47|09: da wo die Welt zu Ende sein scheint aber bereits vor mehr als 100 Jahren sich Fürsten, Zaren, Dichter und Denker in Bad Stachelberg Linthal zum gesundheitsbewussten Schwefelbade trafen...